Aus der Begründung für die Preisvergabe des Tivoli Theaters:
Das in der Neuhauser Straße inmitten der heutigen Fußgängerzone gelegene Kino "Tivoli" aus dem Jahre 1954 ist das letzte zwischen Isar- und Karlstor übriggebliebene Lichtspielhaus. Mit seinen jetzt noch 280 Plätzen gehört es zu jenen typischen Einzelhäusern, wie sie im bundesdeutschen Nachkriegskinoboom im 50er-Jahre-Stil von den Architekten Hanns und seinem Sohn Hans-Georg Atzenbeck gebaut worden sind: ein einladendes gediegenes Foyer, dessen Treppe mit geschwungenem Geländer die Besucher hinab in einen weiträumigen Kinosaal führt, den luftige figürliche Malereien links und rechts von der Leinwand in eine festliche Atmosphäre tauchen.Noch mutiger ist die Arbeit des Betreibers Fritz Preßmar jr. heutzutage einzuschätzen, wo nicht nur das Privatfernsehen mit unzähligen Programmen, sondern DVD und Videospiele die Freizeitangebote erweitert haben. Hinzu kommt die Konkurrenz aus dem eigenen Lager durch den Bau von Multiplexen. So wird das Tivoli vom Isartor und der Bayerstraße aus durch zwei Multiplexe mit insgesamt 6000 Plätzen in die Zange genommen. Es behauptet sich dennoch mit einem Programm, das die schlimmsten Trivialitäten der Popcorn-Gemeinde-Zentren ausspart. Mit Filmen wie "Sophie Scholl - die letzten Tage", "Die Geschichte vom weinenden Kamel", "Ray", "Million Dollar Baby", "Don't come Knocking" oder als Dauerbrenner-Matinee "Siddartha" nach Hermann Hesse behauptet es sich zum "Selbstkostenpreis". Die engagierte Kinoarbeit Fritz Preßmars möchte die Jury mit der Auszeichnung des Kinoprogrammpreises 2006 belohnen.
Aus der Begründung für die Preisvergabe für das Filmtheater Sendlinger Tor:
Das im Jahre 1913 vom Kinovisionär Carl Gabriel als Stahlbetonbau eingeweihte repräsentative Kino, dessen Saal mit seinen Emporen und Balkon immer noch das Raumgefüge der großen Kinoepoche verrät, strahlt seit seiner Renovierung 1997 in neuem Glanz. Mit der Anpassung der Leinwand an das Cinemascope-Format und der Reduzierung der Zahl der Kinosessel von 580 auf nur mehr 400 Plätze, um heutige Bequemlichkeitsansprüche zu bedienen, wartet das Kino mit den „feinkostartigen Exklusiveffekten“ auf, die seine Betreiber Fritz und Christoph Preßmar im Auge haben, um sich gegen die nivillierende Multiplex-Konkurrenz zu behaupten.
Das seit 1945 als Familienunternehmen inzwischen in der dritten Generation geführte Kino hat aufgrund seiner Saalgröße eine sehr große Schnittmenge mit dem „Mainstream-Publikum“ der Multiplexe zu befürchten – eine Tatsache, die sich auch in den verkürzten Auswertungszeiten der im Kino Sendlinger Tor gespielten Filme widerspiegelt.
Die Leitidee der Familie Preßmar: „Film und Kino sollten zusammenpassen wie ein Bild zu seinem Rahmen“ hat es mit sich gebracht, dass in diesem Traditionskino Filme laufen, die den Zuschauer nicht mit Bild-Katarakten und Ton-Kanonnaden überschütten, die einem andernorts „Hören und Sehen vergehen“ lassen. Folglich hat hier in Kooperation mit dem VdK das „Kino für Senioren“ noch eine Heimstätte gefunden, aber auch die Premieren von HFF-Studentenfilmen finden in diesem Kino eine für sie offene Leinwand. Und auf einer Leinwand an der Kinofassade überlebt eine beinah verschwundene Kunstform: die Kinoplakatmalerei.
Der Stadtrat dankt dem Filmtheater Sendlinger Tor mit dem Kinoprogrammpreis 2010 für die Bewahrung und Fortführung des filmkulturellen Erbes in all seiner Vielfalt.